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Atmung und medizinische Entspannungsverfahren

Die Atmung ist einzigartig im menschlichen Organismus. Sie geht ganz von allein und sie lässt sich zudem willentlich einfach beeinflussen…

Die Muskelanspannung (Zwerchfell und Zwischenrippenmuskulatur) erwirkt ein Ein (nehmen), die Muskelentspannung ein Aus bzw. (Los)lassen.

Dieser Rhythmus von Nehmen und Lassen kann dabei aktiv beeinflusst werden (die Atemfrequenz und Atemtiefe kann willentlich verändert werden). Für uns MEV’ler ist diese Tatsache aber primär uninteressant. Interessanter ist vielmehr, dass da was Aktives geschieht, das wahrnehmbar ist und wie von allein geht. Etwas, um das wir uns nicht kümmern müssen und dennoch funktioniert. Etwas, was wir geschehen lassen können und von alleine gut wird.

Die reine Beobachtung der eigenen Atmung (ohne aktiv daran was ändern zu wollen) kann unsere geistigen Aktivitäten nahe an das Körpererleben heranführen und ein Gefühl von Konstanz und Sicherheit entstehen lassen. Vor allem die Bauchatmung wird so auch in den meditativen Traditionen des Ostens als Meditationsobjekt benutzt und verleiht dem Menschen eine Festigkeit von Geist und Körper.

Bei Ungeübten wird die Atmung durch die bewusste Aufmerksamkeitslenkung auf das Ein- und Ausatmen unwillentlich verändert (Atemfrequenz und Atemtiefe), was aber in der Regel zu keinen pathophysiologisch relevanten Veränderungen führt. Erst in fortgeschrittenen Übungsstadien der MEV wird es möglich, von dem zusätzlichen Entspannungseffekt über die Atmung voll zu profitieren. Deshalb wird z.B. beim med. AT die Atemübung erst an 3. Stelle geübt. Auch in den Achtsamkeitsbasierenden Verfahren (med. Qi Gong, med. Yoga) ist es sinnvoll, der Atmung zu Beginn keinen besonderen Stellenwert zukommen zu lassen.

Auch sei erwähnt, dass die Arbeit mit der Atmung natürlich keine Bedingung ist, weder um den MEZ zu erreichen noch halten zu können, sondern lediglich eine bewährte Möglichkeit hierfür darstellt.
Bei Angstzuständen tritt oft ein verändertes Atemerleben ein (stockende Atmung, schnellere Atmung, Engegefühl, Atemnot). Das Lenken der Aufmerksamkeit auf die Atmung kann sich bei Angststörungen hinsichtlich Entspannungsinduktion kontraproduktiv auswirken oder sogar Angstzustände induzieren. Liegt eine Angstsymptomatik vor, sollte deshalb mit Atemwahrnehmungsübungen in einer modifizierten Form gearbeitet werden.